Leonie und der Weg nach oben

zu Gast: Regisseurin Sigrid Klausmann und Produzent Walter Sittler

Dokumentarfilm
Deutschland 2021
Regie: Sigrid Klausmann
Laufzeit: 75 min.
FSK n.v.

Eigentlich war der Film, den Sigrid Klausmann über ihre Mutter Leonie drehte, nicht für die Öffentlichkeit, sondern lediglich für die Familie gedacht, doch unter anderem Dieter Kosslick, der frühere Berlinale-Leiter, meinte: „Der muss ins Kino, ganz einfach.“ Seither erntet die Regisseurin viel Lob. 

Über vier Jahre hinweg führte die Stuttgarter Filmemacherin (übrigens Ehefrau des Schauspielers Walter Sittler) im Zuhause der Mutter in Furtwangen Gespräche mit Leonie über ihr Leben: das behütete Aufwachsen im Schwarzwald, frühe Indoktrinierung durch die Nazis, Verlieben inmitten der Hungerzeit, Armut und Verzicht im Dienst der Familie. Sie erzählt von schönen und schlechten Ereignissen, von freudigen und ängstlichen Gefühlen, sie spricht über Politik, Gesinnung, Glauben, über Optimismus und Vertrauen in die Menschen, vor allem aber über die große Liebe, die sie mit ihrem Mann Benedikt verband und den Verlustschmerz nach seinem Tod. Jeden Tag, sagt sie, geht sie den Berg hinauf bis zu der Kehre, von der sie hinüber sehen kann zum Friedhof und zu seinem Grab. Und immer hat sie ihm etwas zu sagen…

Erinnerungen lassen sich nicht erzwingen. Sie brauchen die richtige Situation. Auch kann ein Film nie alle Geschichten eines langen Lebens erzählen. Doch hier darf der Zuschauende am intimen Zeugnis eines erfüllten Lebens teilhaben. Es ist geprägt von Werten, die so manchem fremd geworden sind, Werten wie Gottvertrauen, Verlässlichkeit, Bescheidenheit, die Liebe zur Natur oder der Respekt gegenüber anderen.

Vor einem Jahr ist Leonie Klausmann im Alter von 95 Jahren gestorben. Mit ihrem berührenden Dokumentarfilm hat ihre Tochter Sigrid ihrer Mutter ein bleibendes Denkmal gesetzt.