Oskars Kleid
Deutschland 2022
Regie: Hüseyin Tabak
Besetzung: Florian David Fitz, Lauri, Ava Petsch, Marie Burchard, Senta Berger, Burghart Klaußner, Kida Khodre Ramadan, …
Laufzeit: 102 min.
FSK ab 6
„Ich kann im Stehen pinkeln. Oskar sitzt.“ Bens Töchterchen Erna erzählt das nur beiläufig dem Vater während der Autofahrt von ihrem Zuhause bei der von Ben getrenntlebenden Frau zu seinem eigenen Einfamilienhaus. Das lässt Ben zwar kurz aufhorchen, tangiert ihn aber nicht wirklich länger. Er ist eher damit beschäftigt, wie er in der nächsten Zeit, solange seine Ex schwangerschaftsbedingt (von ihrem neuen Partner) im Krankenhaus ist, beweisen kann, dass er doch ein toller Familienmensch ist, der eine zweite Chance verdient. Doch als Oskar im gelben Lieblingskleid vor ihm steht und darauf besteht, von nun ab Lilli genannt zu werden, läuten bei Ben endgültig die Alarmglocken. Wusste seine Frau schon davon? Warum hat sie ihm dann nichts gesagt? Was werden seine Eltern und die Schwiegereltern dazu sagen? Wie steht er vor seinen Polizistenkollegen da? Durch diese Problematik sind alle anderen Lebenskomplikationen erst einmal in den Hintergrund gerückt…
Eine Komödie? – Ja. Aber eine tiefgründige. Der Schauspieler Florian David Fitz hat das Drehbuch geschrieben und spielt Ben in gewohnt gekonnter Manier: überrascht, erstaunt, geschockt, überfordert – um nur die anfänglichen Gefühlsregungen zu nennen. Denn das kann nicht reichen. Sein Protagonist muss – ob er will oder nicht – ob der grundlegenden Identitätssuche seines Kindes seine eigenen Vorstellungen über Geschlechterrollen und Diversität überdenken.
Mit humorvollen und nachdenklichen Zwischentönen widmet sich der Film der Thematik von Transgender-Kindern und ihrer Suche nach Akzeptanz von Familienmitgliedern, für die es zu verstehen gilt, dass sich das Kind nicht „nur in einer Phase“ befindet. Fitz beweist, dass er nicht lediglich ein gutes Gespür für ein aktuelles Thema, sondern auch die Sensibilität hat, es mit viel Fingerspitzengefühl zu verhandeln. In den Nebenrollen brillieren u.a. Senta Berger und Burkhart Klausner.
