Der vermessene Mensch

Deutschland 2023
Regie: Lars Kraume („Das schweigende Klassenzimmer“, „Der Staat gegen Fritz Bauer“)
Besetzung: Leonard Scheicher, Girley Jazama, Peter Simonischek, …
Laufzeit: 116 min.
FSK ab 12

Im neuen Film von Lars Kraume geht es um ein hochrelevantes und bisher wenig aufgearbeitetes Thema aus afrikanisch-deutscher Kolonialgeschichte: den Völkermord der Deutschen an den südwestafrikanischen Völkern der Ovaherero und Nama. 

Berlin, Ende des 19. Jahrhundert. Der ambitionierte Doktorand der Ethnologie Alexander Hoffmann ist Teil einer Studiengruppe, die für die „Deutsche Kolonial-Ausstellung“ Stammesangehörige der Ovaherero und Nama untersuchen und deren Schädel vermessen soll. Mit den Ergebnissen möchte Hoffmanns Professor wissenschaftliche Daten erheben, die die gängigen Rassentheorien der Zeit erhärten, nämlich, dass ein kleinerer Schädel weniger Denkvermögen impliziert, schwarze Menschen also den Weißen intellektuell unterlegen sind. Der Beweis käme seinem Renommee sehr zugute. Doch als während der Untersuchungen Hoffmann die Hetero Kezia Kambazembia, die Dolmetscherin der Gruppe, näher kennenlernt, beginnt er, an der Theorie seines Professors zu zweifeln. Als kurze Zeit später in der afrikanischen Kolonie ein Aufstand der Herero und Nama niedergeschlagen worden ist und im Auftrag des deutschen Kaisers ein Krieg gegen sie beginnt, soll Hoffmann im Auftrag des Völkerkundemuseums die deutsche Armee begleiten, um relevante Artefakte zu sammeln. In Afrika angekommen, wird er Zeuge eines brutalen Vernichtungskrieges, der ihn tief erschüttert. Das brutale Vorgehen der Soldaten und die Allgegenwart rassistischer und menschenverachtender Strukturen bestärken ihn darin, insgeheim nach Beweisen für seine eigene Theorie und auch nach Kezia zu suchen…

Häufig und gerne beschäftigt sich der deutsche Film mit vergangener Geschichte, selten mit hiesiger Kolonialgeschichte. Daran etwas zu ändern, war Lars Kraume, der als junger Mann nicht lange nach Namibias Unabhängigkeit das Land erstmals bereiste und dort über die immer noch präsenten Spuren deutscher Herrschaft staunte, schon länger ein Anliegen. Und so begibt er sich nun mit seinem Film in eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Historie. Er zeigt Kontinuitäten des deutschen Rassismus und Imperialismus auf und beteiligt sich indirekt an den derzeitigen Debatten ü ber längst überfällige Reparationsforderungen. Nebenbei zeigt Kraume den Opportunismus des akademischen Betriebes.






 

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