Unruh

Schweiz 2022
Regie: Cyril Schäublin
Besetzung: Clara Gostynski, Alexei Evstratov, Monika Stalder, Helio Thiémard, Li Tavor, …
Laufzeit: 97 min.
FSK ab 6

Die „Unruh“, ein Begriff aus der Uhrmachersprache, ist das Herzstück der Uhr und verursacht das Schwingsystem im Uhrwerk, das genau ausgewuchtet werden muss.

1872 in einem Tal im Schweizer Jura. Josephine arbeitet in einer Uhrenfabrik, wo sie neben vielen anderen diese Achse der Unruh herstellt. Während ihrer Arbeit stoppen Kontrolleure die Zeit, die die Arbeiterinnen dazu benötigen. Denn Zeit ist Geld. Wer zu wenig Uhren abfertigt, kriegt Lohnabzug oder wird – mit den besten Wünschen für einen schönen Tag! – gekündigt. Die ArbeiterInnen erzeugen also die Werkzeuge ihrer eigenen Unterdrückung. Da Josephine, so wie viele ihrer KollegInnen, Schwierigkeiten hat, ihre Gemeindesteuern zu bezahlen, wird sie bald unzufrieden mit der Organisation von Arbeit und dem Besitz im Dorf und in der Fabrik und schließt sich der anarchistischen Arbeiterbewegung der örtlichen Uhrmacher, der „Fédération Jurassienne, an. Dort lernt sie Piotr Kropotkin kennen, einen schüchternen, etwas schwermütigen russischen Geografen und Landvermesser. Sie findet in ihm einen unerwarteten Verbündeten…

Der Film bewegt sich zwischen konkreter Geschichte und assoziativer Kritik: Es geht um die Umwälzungen in der Uhrenindustrie und um anarchistische Selbstorganisation, aber auch abstrakter um das kapitalistische Diktat der Zeit, um fotografische Vermarktung, um subtile Unterdrückung und stillen Widerstand.

Ein Historienfilm, der die Handwerkskunst der Uhrmacherei feiert und mit einer klaren politischen Haltung verknüpft.