Mehr denn je
Frankreich/ Deutschland 2021
Regie: Emily Atef
Besetzung: Vicky Krieps, Gaspard Ulliel, Björn Floberg, …
Laufzeit: 123 min.
FSK ab 12
„Die Lebenden können die Sterbenden nicht verstehen.“ Dieser Satz fällt einmal im Verlauf des Films und er drückt aus, was Hélène in ihrer unmittelbaren Nähe erfährt, als bei ihr eine wahrscheinlich todbringende Lungenkrankheit diagnostiziert worden ist. Im krassen Gegenteil zu ihrem geliebten Partner Mathieu möchte sie selbst nicht das Risiko einer doppelseitigen Lungenoperation eingehen. Stattdessen recherchiert sie selbst im Internet. „Was tun, wenn man stirbt?“ gibt sie in die Suchmaschine ein und stößt auf den Blog eines Skandinaviers, der auch schwer krank ist und sein Leben mit lakonischem Humor beschreibt – trocken und sogar aufmunternd. Hélène spürt eine Seelenverwandtschaft, nimmt Kontakt auf und beschließt schließlich, nach Norwegen zu reisen. Ohne Mathieu. Sie will am Ende ihres Lebens noch einmal eine Zeit nur für sich beanspruchen. Der kann und will das (natürlich?) nicht verstehen…
Ein eindringliches, zugleich trauriges, aber auch tröstliches Drama ist Regisseurin Emily Atef geglückt. Außerordentlich intensiv, wie Vicky Krieps (besonders bekannt geworden als Kaiserin Sisi im Film „Corsage“) die Rolle der Hélène verkörpert: mit Fragilität auf der einen und Stärke auf der an deren Seite. Neben ihr Gaspard Ulliel als Matthieu, der ebenso großartig aufspielt. Makaber, dass der erst 37-jährige Schauspieler kurz nach den Dreharbeiten bei einem Skiunfall ums Leben kam.
Regisseurin Emily Atef ist ein eindringliches, zugleich trauriges, aber auch tröstliches Drama geglückt, in dem es um den Umgang mit dem eigenen bevorstehenden Tod geht und der Schwierigkeit, diesen als naher Angehöriger zu akzeptieren. Loslassen oder Festhalten? – Diese Frage ist Thema des Films.
